Grosse Schweizer Sennen
  Caspar vom Havelluch
 
        CASPAR vom HAVELLUCH
                                                                                               
         01. Zweitausendzehn war es so weit,
Mama Amelie lag bereit.
Es war der neunte August,
da kam es wie’s kommen mußt.
Sieben kleine Fellnasen,
taten zur Entbindung blasen.
Mit einem Kampfgewicht um die 600 Gramm,
komplett schleimig und etwas klamm,
leckte Mama uns sauber und blank,
gesund warn wir, Gott sei Dank.
 
02. Der Hunger war sehr groß,
wo sind die Zitzen bloß?
Herrchen half behutsam nach,
wir schmatzten lange und sehr brav,
die Bäuchlein wurden kugelrund,
ein Gaumenschmaus für jeden Hund.
 
03. Zum Glück war ich nicht allein,
sechs Schwestern und ein Brüderlein.
Ein Schwesterchen hat’s nicht geschafft,
sonst wär das Rudel heut zu acht.
 
04. Toben, zwicken, raufen,
fressen, schlafen, saufen,
den Tunnel inspizieren,
ohne Scheu hindurchspazieren,
Carlotta immer vorne weg,
es hatte seinen guten Zweck,
das ganze Rudel hinterher,
was will man da noch mehr.
 
05. Wir war’n noch sehr sehr hilflos,
drum nahm man uns oft auf den Schoß.
Mit spitzem Zahn an Herrchen’s Bart,
nicht immer auf die feine Art.
Alle standen für uns bereit,
zur Nacht und auch zur Tageszeit.
 
06. Als meine Geschwister in die Welt auszogen,
da durfte ich wirklich, ungelogen,
noch eine Woche länger bleiben,
Herrchen tat mir vieles zeigen.
 
07. Nicht nur Ferien und Vergnügen,
hartes Training und viel üben.
Erst „Sitz“, dann „Platz“, und „Caspar Komm“,
ich war vom Üben wie benomm’n.
„Pfui“, „Aus“, und Vieles mehr,
es war manchmal ganz schön schwer.
Ich lernte schnell und war begeistert,
weil Herrchen staunte, wie ich’s gemeistert.
 
         08. Was hatte ich denn bloß gemacht,
dass man ständig über mich so gelacht.
Lag es an meinem Grinsen im Gesicht,
ich weiß es leider bis heute noch nicht.
 
          09. Im Liegen die Pfoten übereinandergekreuzt,
zwischendurch geprustet  und geschnäuzt,
wenn ich dann so da liegen tu,
dann schmunzeln die Zweibeinigen mir alle zu.
So liegt meine Mama ständig da,
es stimmt wirklich, es ist wahr.
Ich hab’s mit auf den Weg bekommen,
und bis heute übernommen.
 
         10. Unterm Tisch schlief ich sehr gern,
mit dem Kopf auf dem Fuße meines Herrn.
Die Stuhlpolster hatten es mir angetan,
mit etwas Geschick kam ich gut ran,
um einen nach dem ander’n zu greifen,
sie stolz in die Veranda zu schleifen,
ordentlich übereinander gestapelt,
damit sich nichts ineinander verhakelt,
anschließend obendrauf gelegt,
und sich möglichst nicht bewegt,
so schlief ich dann beruhigt ein,
nach schwerer Arbeit, Caspar fein,
 
         11. Jeden Tag auf’s Neue,
beäugte man meine Schläue.
Der Schalk stand mir gut zu Gesicht,
nur die „Friedrichs“ wusstens  noch nicht.
 
         12. Endlich in Riesa angekommen,
hatte der Blödsinn erst richtig begonnen.
Eine große Figur neben der Tür,
was konnte ich denn bloß dafür?
Oh weh, oh weh, oh weih, oh weih,
plötzlich war sie entzwei.
Ich tat erst gar nicht flitzen,
blieb ganz, ganz ruhig sitzen.
Ein wenig Ärger hat’s gegeben,
damit muss ich nun halt leben.
         13. Frauchen schaute grimmig drein:
„Figur kaputt, das muß nicht sein!“
Ändern kann man eh nichts mehr:
Ne neue, Caspar, gibt’s nicht mehr.“
 
         14. Da warn ja noch die Gartenzwerge,
die kleinen liebt ich besonders gerne.
Mit dem Fang um Kopf und Hut,
transportierten sie sich gut.
Und wenn sie „ohne Absicht“ fallen,
scheppernd auf den Boden knallen,
dann taten sie sich mehrfach spalten,
weil ich sie nicht so lang konnt halten.
 
          15. Und wieder schaute Frauchen grimmig:
„Irgendwas läuft hier nicht stimmig!“
Daß ich es war, hat sie geahnt,
drum wurde ich erneut ermahnt.
Verrät mein Schelmenblick mich halt,
der nächste Streich der folgt schon bald.
„Trotz vieler Scherben, Zwergendieb,
haben wir dich, Caspar, alle lieb!“
 
 16. Nun, zwölf Monate weiter,
bin ich reifer und gescheiter.
Kaputt gemacht hab ich genug,
bin viel weiser und sehr klug.
Devise lautet: Wachsam! sein,
das üb ich jetzt tagaus, tagein.
 
17. Irgendwie, glaubt mir das,
fehlte mir ein bisschen Spaß.
Hab mich auf die Postfrau besonnen,
und auch gleich damit begonnen,
sie, wenn’s klingelt, anzumachen,
natürlich kann sie darüber nicht lachen.
Mein Gebell, flößt schon Angst ein,
ist gewollt, so soll es sein.
 
 18. Ich mag sie nicht besonders gern,
drum halt ich sie vom Grundstück fern.
Beißen werd ich sie wohl kaum,
halt sie lieber richtig im Zaum.
Schlucken am Stück, geht leider nicht,
ist mir wesensfremd, drum ich verzicht.
Ich weiß, laß sie endlich in ruh,
und schaue einfach nur noch zu,
wenn sie auf die Klingel drückt,
ist sie glücklich, vor Freude entzückt.
 
 
 19. Mal sehen, was die Zukunft bringt,
auch wenn es nicht sehr glaubhaft klingt.
Ich, Caspar, mach nichts mehr kaputt,
leg nichts mehr in Asch und Schutt,
will ab heut nur noch gefallen,
hoff auf Hilfe von Euch allen,
es wird nur noch Gutes sein,
worüber sich kann jeder freu’n.
Und wenn ich nur die Zeitung trage,
das ist doch wohl gar keine Frage.
 
 20. Drum mein Appell an Alle:
Schimpft mit mir, wenn’s nicht nett war,
so wird mir immer wieder klar,
Caspar, lass das sein,
niemand wird sich drüber freu’n.
Hab ich’s aber toll gemacht,
und was Sinnvolles vollbracht,
lobt mich in den höchsten Tönen,
 es muss in meinen Ohren dröhnen:
„Caspar, fein, prima gemacht,
so war’s von Anfang an gedacht!
 
 
 
R. Wieczorek, 08. Oktober 2011

 
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